Statement: Gewichtsreduktion und Ernährungsumstellung von Lionel Sanders

Viele, die Lionel Sanders 2017 auf Kona gesehen haben, waren von seiner Leistung beeindruckt. Lionel hatte jedoch eine ganz andere Statur als beispielsweise Jan Frodeno oder Patrick Lange. Die Meisten dachten sich daher, wenn er ein paar seiner Muskelberge verliert und dadurch etwas leichter wird, ist er unschlagbar.

Möglicherweise dachte sich auch Lionel genau das, denn vor Kurzem erzählte er, nach einem Ironmanrennen in Mont Tremplant, dass er sein Gewicht reduzierte. Da er rasch bis auf 73 kg abnahm, war sein Ergeiz gepackt und ehe er sich versah zeigte die Waage nur noch 70,5 kg an.

Auf den ersten Blick ist dies ein toller Erfolg und man könnte meinen, er hat sein Ziel nun erreicht. Das Interview, in dem er davon berichtete, entstand jedoch direkt nach einem missglückten Wettkampf. Er war im Wettkampf kraftlos, konnte nur deutlich niedrigere Wattwerte treten als sonst (in der letzten Stunde des Radparts nur noch 220 Watt) und quälte sich mit einer für ihn schlechten Leistungs ins Ziel.

Was ist durch seine Gewichtsreduktion womöglich passiert?

Solche Geschichten erlebe ich Tag für Tag bei meinen Athleten. Zahlreiche Ausdauerathleten und vorallem Langdistanz-Triathleten kämpfen täglich damit ihr Gewicht zu minimieren. Doch leider ist eine niedrigere Zahl auf der Waage nicht gleichbedeutend mit einer Leistungsverbesserung. Schaut man sich gleichzeitig die Veränderung der Körperzusammensetzung an, so fällt häufig auf, dass die Gewichtsreduktion hauptsächlich einen Abbau der Muskulatur zur Folge hatte. Gerade wer schnell Gewicht verliert, verliert hauptsächlich Muskulatur. Eine sinnvolle Gewichtsreduktion, unter Aufrechterhaltung der Muskulatur bzw. des Körperfettanteils, kann dies nur über eine langfristige Gewichtsanpassung schaffen. Der Verlust der Muskulatur führte bei Lionel womöglich zur beschriebenen Kraftlosigkeit und den niedrigen Wattwerten. Ob er dies bis zur Weltmeisterschaft auf Kona kompensieren kann wird spannend!

In einem weiteren Video berichtete Lionel von seinen Plänen bzgl. seiner Flüssigkeitsaufnahme beim Rennen auf Kona. Laut seiner Aussage ist seine Schweißmenge beim Radfahren 2,6 l pro Stunde und beim Laufen 2,5 l pro Stunde.  Wie diese Werte gemessen wurden, ist jedoch nicht bekannt. Basierend auf diesen Ergebnissen ist nun sein Ziel 1,6-1,5 Liter Flüssigkeit pro Stunde auzunehmen.

Ist diese Aufnahme notwendig bzgl. sinnvoll?

Leider ist mir nicht bekannt wie Lionel diese Schweißmenge ermittelt hat. Ich gehe jedoch davon aus, dass hierbei der Schweiß- und Flüssigkeitsverlust synonym verwendet wird. Gehen wir jedoch davon aus, dass Lionel mit gefüllten Muskelglykogenspeichern am Start stehen und im Ziel diese Speicher leer sein werden, kommt eine große Menge an Flüssigkeitsabgabe aufgrund der Kohlenhydratnutzung dazu. Das Selbige kennt jeder, der schon mal ein Carboloading durchgeführt hat. Am Tag des Wettkampfs hat man dank der gefüllten Speicher mehr Gewicht auf der Waage, welches aufgrund der Wasseranlagerung an die gespeicherte Glukose zustande kommt. 

Alles in Allem sehe ich eine Aufnahme von 1,5 Liter pro Stunde, gerade beim Laufen, also nicht notwendig an. Diese Menge kann schlussendlich zu zahlreichen Toilettengängen und “Glucksen” im Bauch führen. Aber gerne einfach mal selbst austesten!

Ich freue mich auf die Ironman Weltmeisterschaft und bin gespannt was Lionel wirklich macht und vor allem wie erfolgreich er ein wird!

Eure

Dr. Katrin Stücher