So bringe ich meinen Körper dazu Fett zu verbrennen
Warum fällt es manchen Leuten deutlich leichter Fettgewebe abzubauen als mir? Diese Gedanken haben viele Menschen, denen es schwer fällt Fett zu reduzieren. Um dies zu verstehen, müssen wir in das Innere des Körpers schauen und ein paar Prozesse des Körpers verstehen:
Damit Adrenalin den Fettabbau in einer Fettzelle auslösen kann, muss es zunächst an einen sogenannten Adrenozeptor (= Hormonrezeptor) binden. Es handelt sich dabei um den beta-adrenergen Rezeptor. Nachfolgend werden in der Zelle Enzyme aktiviert, welche die Speicherfette aufspalten und die Fettsäuren anschließend verbrennen helfen. Doch ein Teil der Fettreserven des Menschen ist geschützt und lässt sich auch durch Diäthalten und Sport kaum oder nicht mobilisieren. Diese Reserven dienen unter anderem bei Frauen dazu, in der Schwangerschaft und Stillzeit die Energieversorgung sicherzustellen. Hierbei handelt es sich um einen evolutionsbiologischen Schutzmechanismus zum Überleben in Extremsituationen oder zur Arterhaltung. Denn auf diese Weise bleiben gewisse Energiereserven für existenzielle Funktionen erhalten und können nicht ästhetischen Begierden geopfert werden. Umgangssprachlich werden diese Fettgewebereserven aufgrund ihrer hartnäckigen Beständigkeit als Problemzonen bezeichnet. Bei der Frau liegen diese geschützten Fettreserven am Oberschenkel („Reiterhosen“) und beim Mann am unteren Rücken.
Doch wie schützt der Körper diese Bereiche?
Biochemisch wird dieser Schutzmechanismus durch eine weitere Form von Adrenorezeptoren, den alpha-2-adrenergen Rezeptoren, geregelt. Beim Diäthalten oder beim Sport bindet das Adrenalin nicht nur an den betaadrenergen, sondern auch an den alpha-2-adrenergen Rezeptor. Der alpha-2-adrenerge Rezeptor hebt jedoch die fettabbauende Wirkung des beta-adrenergen Rezeptors auf . Sodass der Fettabbau in diesen Zonen blockiert wird.
Nun zurück zur Ausgangsfrage: Warum fällt es manchen Menschen deutlich leichter Fettgewebe abzubauen?
Es zeigt sich bei Personen, welche langzeitig hyperkalorisch und bewegungsarm gelebt haben, eine stark erhöhte Dichte der alpha-2-adrenergen Rezeptoren nicht nur im Problemzonenfettgewebe, sondern auch darüber hinausgehend im gesamten Fettgewebe. Beginnen die betroffenen Personen mit Sport, kann die grotesk wirkende Situation gehemmter Fettverbrennung im Sport zu beobachten sein. Das heißt, die Fettverbrennung beim Sport erweist sich als noch niedriger im Vergleich zur körperlichen Ruhe oder bei Alltagsbewegungen. Den Betroffenen fällt die Gewichtsreduktion somit vergleichsweise schwerer, als anderen Personen. Bei Abnehmwilligen, die vom oben beschriebenen Mechanismus betroffen sind, können trotz vorbildlicher Empfehlungsumsetzung Erfolge über Wochen und Monate ausbleiben. Die daraus resultierende Demotivation kann zum Abbruch der Verhaltensänderung beitragen.
Kontinuität zahlt sich aus!
Allerdings ist das Sportprogramm, selbst wenn es keinen Abnehmerfolg erzeugt hat, nicht nutzlos gewesen. Denn im Laufe der Monate erkennt der Körper die Notwendigkeit, wegen des erhöhten Bewegungspensums und der damit zusammenhängenden erhöhten Beanspruchung des energieliefernden Systems Modifikationen in der Dichte und der Art der Adrenozeptoren vorzunehmen. Die alpha-2-adrenergen Rezeptoren werden anzahlmäßig reduziert und die beta-adrenergen Rezeptoren werden erhöht. Somit besteht langfristig (ab ca. 9 bis 12 Monaten regelmäßigen Trainings) die verbesserte Chance, Körperfett abzubauen.
Kontinuierliche Bewegung ist demnach das Erfolgsrezept!
Eure
Dr. Katrin Stücher
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