Buchrezension: “Der Glukose-Trick – Des Rätsels Lösung?”

"Der Glukose-Trick" – Des Rätsels Lösung?

In den letzten Monaten gewann das Buch „Der Glukose-Trick“ von Jessie Inchauspé an Bekanntheit. Die Autorin Jessie Inchauspé berichtet von ihrem Projekt "Glucose Goddess". Aus einem Selbstversuch, ihre Ernährung mit dem Fokus eines niedrigen Blutzuckerspiegels umzustellen, wurde ein Selbstläufer, der schlussendlich in einer Community mündete.

Wie wurde ich auf das Buch aufmerksam?

Ein ernährungsinteressierter Kollege fragte mich vor ein paar Wochen, ob ich dieses Buch kenne. Er berichtete mir, dass er von einem Freund von diesem Buch erzählt bekam und dass es eine tolle neue und einfache Methode zum Abnehmen sein soll. Da ich das Buch und auch das Projekt dahinter nicht kannte, machte ich mich schlau und kaufte mir das Buch, um mir selbst ein Bild machen zu können.

Was steckt hinter dem beschriebenen "Glukose-Trick"?

Jessie Inchauspé ordnet in der Mahlzeitenaufnahme alles dem Blutzuckerspiegel bzw. dessen Anstieg unter. Es ist bekannt, dass wiederkehrende Blutzuckerspitzen durch eine regelmäßige Aufnahme von zuckerhaltigen Produkten (z.B. Süßigkeiten, Limonaden etc.) neben einem inaktiven Lebensstil zu Übergewicht und Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 führen können. Hintergrund ist, dass mit jedem Blutzuckeranstieg auch eine Gegenreaktion stattfindet, die Insulinausschüttung. Diese führt dazu, dass der Zucker eingelagert wird. Je nach Kapazität kann dies in der Muskulatur sein (sofern diese Speicher noch nicht gefüllt sind) oder im schlechteren Fall in Fettzellen. Der Nebeneffekt ist, dass während einer Insulinausschüttung die Fettverbrennung gestoppt wird. Zusätzlich führt ein andauerndes Auf und Ab des Blutzuckerspiegels und daraus resultierenden Insulinausschüttung zu einem "Systemverschleiss". Die Insulinsensitivität verschlechtert sich und das Insulin wird langfristig immer weniger passgenau auf den Bluzuckeranstieg ausgeschüttet. Der Körper leidet darunter stark und es können Erkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus Typ 2 entstehen (Achtung: hier wird nicht von einer Zuckeraufnahme während des Sports gesprochen, denn dort ist der Vorgang etwas anders und nicht ungesund!).

Was ist der "Glukose-Trick"?

Wie bereits erwähnt basiert die von Jessie Inchauspé beschriebene Ernährungsweise auf dem Ziel, dass der Blutzuckerspiegel keine Achterbahn mehr fährt und extreme Anstiege gemieden werden. Eine Aufnahme von reichlich Gemüse sowie Nüsse und damit einhergehend Vitamine, Mineralstoffe, sekundärer Pflanzenstoffe und ungesättigte Fettsäuren wird jedoch nicht außer Acht gelassen. Neben einer grundsätzlichen Erläuterung der Ernährungsstrategie erhält man im Buch 10 sogenannte Hacks, die Tricks und Tipps in bestimmten Lebens - bzw. Essenssituationen liefern. Diese Tipps entstammen aus Erfahrungen aus ihrer wachsenden Community.

Meine Meinung über das Buch

Würde mich mein Kollege nun nach meiner Recherche über das Projekt "Glucose Goddess" und dem Lesen des Buches über meine Meinung dazu fragen (das wird er tun:)), würde ich ihm Folgendes berichten:

Das Buch und die Informationen zum Blutzuckerspiegel und der damit einhergehenden gesundheitlichen Folgen sind sehr gut wissenschaftlich aufgearbeitet. Das Buch ist leicht verständlich und lebendig geschrieben und beinhaltet viele anschauliche Beispiele. Gerade für Menschen, die einen inaktiven Lebensstil haben und/oder Übergewichtig sind kann diese Ernährungsweise hilfreich sein, um zum einen weniger Heißhungerattacken und anschließende Müdigkeit zu haben sowie zum anderen seine Blutzuckerwerte zu verbessern. Wie bei jeder Ernährungsumstellung mit dem Wunsch der Gewichtsabnahme hängt dieses Ziel davon ab, wie hoch die Kalorienaufnahme ist und wie die Ernährung zuvor aussah. Jedoch gehe ich davon aus, dass durch die Einhaltung der Ernährungsweise auch das Gewicht (bei einer übergewichtigen Person) etwas nach unten geht.

ABER...

Das Buch hat für mich aber auch 2 ABER:

  1. Es wird ALLES auf den Blutzuckerspiegel bezogen bzw. sogar reduziert. Hier ein Beispiel aus dem Buch: Die Mahlzeit beinhaltet Gemüse sowie Nudeln mit Tomatensoße. Mit dem Ziel, dass der Blutzucker weniger ansteigt, wird das Gemüse als Vorspeise gegessen. Dadurch ist die Kohlenhydrataufnahme im Blut verlangsamt und der Blutzuckerspiegel steigt weniger schnell und weniger stark an. Wenn wir diese Abfolge immer berücksichtigen essen wir gesünder und nehmen zusätzlich ab. Dem beschriebenen Resultat habe ich nichts entgegenzusetzen, jedoch ist nicht alleine der geringere Anstieg des Blutzuckerspiegels dafür verantwortlich, sondern, dass wir immer einen Salat oder Gemüse in unsere Mahlzeit einbauen und unseren Magen dadurch bereits mit Salat oder Gemüse, also Ballaststoffen, füllen und somit weniger Nudeln (und Kalorien) im Nachgang essen, da wir schneller satt sind.
  2. Bewegung und Sport wird wie so häufig ausser Acht gelassen. Da gerade beim Thema Ernährung nicht jede Zielgruppe berücksichtigt werden kann, ist dies eigentlich vollkommen in Ordnung. Doch da gerade Menschen mit einem aktiven Lebensstil auch an solchen Büchern interessiert sind, wäre es zumindest wünschenswert, wenn zumindest kurz darauf eingegangen wird, dass Bewegung bzw. Sport einen Einfluss auf dem Blutzuckerspiegel und Nutzung der Glukose im Körper hat. Wer beispielsweise nach seinem Frühstück mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, würde zuvor aufgenommene Kohlenhydrate oder gar Zucker direkt nutzen und nicht im Körper einlagern bzw. würde der Blutzuckerspiegel deutlich weniger ansteigen. Außerdem führt regelmäßiger Sport zu einer Verbesserung der Insulinsensitivität (zuvor hatte ich beschrieben, dass die Blutzuckerachterbahnfahrt zu einer Verschlechterung führt). Findet die Zuckeraufnahme während des Sports statt (z.B. Gel/Kohlenhydratgetränk. o.ä.), dann arbeitet unser Metabolismus nochmals deutlich anders. Durch die Ausschüttung von Adrenalin erhält der Körper das Zeichen, dass der Zucker aus dem Blut direkt genutzt wird und spart sich die Insulinausschüttung. Ich denke, ihr merkt selbst, es ist zu komplex all diese Aspekte bezogen auf Bewegung und Sport in ein Buch für JEDE/N zu berücksichtigen, dennoch hätte ich mir eine Anmerkung oder ähnliches dazu gewünscht.

Wem würde ich das Buch empfehlen:

Wer Interesse hat, den Blutzuckerspiegel besser zu verstehe und zusätzlich einen inaktiven Lebensstil hat, wird von diesem Buch sicher profitieren und gute Tipps für den Alltag erhalten. Auch Sportler und aktive Menschen werden in diesem Buch Anregungen finden, doch nicht alle Hacks sollten (gerade bei einem hohen Trainingsumfang) 1:1 übernommen werden, denn dies könnte hinsichtlich Regeneration o.ä. auch kontraproduktiv sein.

Eure Dr. Katrin Stücher